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Montag, 8. Oktober 2007

Die Bekenntnisse einer Egoistin

Die Bekenntnisse einer Egoistin

Das hier ist weder eine Liebesgeschichte noch ein Märchen. Es ist auch kein Thriller oder Krimi. Und schon gar nicht ist es etwas lustiges oder amüsantes. Das hier ist nämlich mein Leben. Mein Leben ist nicht lustig. Mein Leben ist nicht schön. In meinem Leben gibt es keine Liebe und auch keine Zärtlichkeiten. In meinem Leben gibt’s nämlich nur mich. Und das reicht meiner Meinung nach auch vollkommen. Ich bin nämlich egoistisch. Sehr sogar. Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die anderen die Sitzplätze im Bus wegschnappen. Oder die alte Frauen auf der Straße ignorieren, wenn man selbst im Auto sitzt. Oder die kleinen Kindern den Lolly wegnehmen und dann steif und fest behaupten, man hat nichts getan. Nein, nett bin ich garantiert nicht.

Und das liegt möglicherweise zum Teil an meiner absolut neurotischen Mutter, die sich keinen Namen für mich ausdachte, als ich im Krankenhaus zum ersten Mal das Licht der Scheinwerfer erblickte. Erst nach einigen Wochen rang sie sich schließlich dazu durch, mich von Duzi-duzi-Baby auf Ursula zu heben. Ursula. URSULA. Manchen Leuten mag es ja nichts ausmachen, einen derartigen Namen zu haben, sie nehmen einfach ihren Zweitnamen. Dieses Glück habe ich nicht. Mein zweiter Name lautet nämlich Littorina. Hat das nicht einen wunderbaren Klang? Finde ich auch. Besonders dann, wenn man sich über die Bedeutung im Klaren ist.

Ich weiß wirklich nicht, was meine Mutter sich dabei gedacht hat, mich Uferschnecke zu nennen. Eine Littorina ist eine Uferschnecke, die häufig an der Nord- und Ostsee anzutreffen ist. Habe ich vor kurzem im Lexikon entdeckt. Das ist jedoch nicht alles. Ich habe noch einen dritten Namen. Agleia. In der griechischen Mythologie ist Agleia die Göttin des Glanzes. Mein voller Name lautet also Ursula Littorina Agleia Herman. Wobei Herman mein Nachname ist.

Seit beinahe neunzehn Jahren lebe ich bereits mit diesen drei furchtbaren Namen. Na gut, zu meiner Mutters Verteidigung könnte man sagen, dass Zweit-, sowie Drittnamen so gut wie nie benutzt werden. Aber alleine die Tatsache, dass ich keine Möglichkeit habe, als mich entweder Ursula, Littorina oder Agleia rufen zu lassen, macht mich aggressiv. Selbst wenn ich jeweils den ersten Buchstaben meiner drei Namen nenne, kommt etwas grauenhaftes hervor. Ula nämlich. Oder Lau. Das Schlimmste aber wäre die Kombination Alu. Weltweite Abkürzung für Alufolie.
Und das bin ich. Ich bin eine weltweite Abkürzung für Alufolie. Kann man mich nun endlich verstehen? Mein Leben ist einfach nur scheiße, um es umgangssprachlich auszudrücken.
Ich weiß wirklich nicht, was ich daran schönes finden sollte. Einen Partner kriege ich so auch nicht, halten doch alle Ursula für den Namen einer alten Frau. Dabei bin ich erst 18!!! Und nicht 81!

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